Nach langer Recherche für eine geeignete Türsprechanlage, welche mit meiner AVM Fritz!Box 7490 und den AVM Fritz! Telefonen C4 und C5 funktionieren, bin ich auf das Produkt ALP-600 von der Firma alphago gestoßen.
Vorweg: Es gibt viele unterschiedliche Türsprechanlagen und auch welche, die sich natürlich als ganz normales Telefon, über den Analoganschluss der Fritz!Box anschließen lassen. Im folgenden, möchte ich kurz einige Möglichkeiten aufzeigen.
1. Analoge Türsprecheinrichtung
Diese ist analog (old-school) und in vielen Gebäuden möglicherweise nicht die schlechteste Wahl und meist auch bereits schon vorhanden. Angeschlossen werden solche Anlagen über ein herkömmliches, zweiadriges Telefonkabel über die a/b Schnittstelle der Türfreisprecheinrichtung. Weitere Infos gibt es z.B. bei AVM unter diesem Link.
Nachteil: Es müsste in meinem Fall eine zusätzliche Telefonleitung durch das Haus (Erdgeschoß) an die Fritz!Box (im Dachgeschoß) verlegt werden.
2. DECT Türsprechanlage
Diesen Versuch hatte ich bereits vor einigen Jahren schon einmal unternommen. Verwendung fand das Produkt TF-04 des Herstellers INDEXA.
Klarer Vorteil war die einfache Montage und Integration. Einfach mit einer Batterie versehen, als DECT Telefon in die Fritz!Box integriert und außen montiert. Auch die Sicherheit ist i.d.R. durch das etablierte DECT Funksystem und die fehlende Abhängigkeit vom Hersteller (wegen App und Cloud) durchaus gegeben.
Nachteil: Batteriebetrieb war unzuverlässig, gerade in kalten Wintern und die Kommunikationsqualität war nicht immer gut, weil oft das Mikrofon durch Umweltstaub zugesetzt war.
3. WLAN Türklingel
Ein solches Gerät, wie z.B. die aktuell im Fernsehen beworbene Ring Doorbell, wird über WLAN mit der Fritz!Box verbunden. Mittels einer App auf dem Smartphone findet dann die Kommunikation mit dem Gegenüber an der Türklingel statt (je nach Ausführung Audio und Video).
Nachteil: Mittels der App und meist auch dem Cloud basierten System ist man klar an den jeweiligen Hersteller gebunden. Kündigt der Hersteller das Produkt ab oder stellt gar wohl ganz den Dienst ein, dürften die meisten Geräte nicht mehr funktionieren. In der Vergangenheit ist dies auch mehrfach schon mit Cloud basierten Produkten verschiedenster Hersteller passiert. Darüber hinaus ist die Sicherheit ein nicht unwesentlicher Aspekt. Kann der Hersteller wirklich garantieren, dass nur der Nutzer Zugriff auf Bilder und Funktionen der Video Türklingel hat, oder kommen durch Sicherheitslücken (mangels z.B. nicht aktualisierter Firmware) auch völlig fremde auf das System und erhalten Einblick, wer an der Tür geklingelt hat? Ich wollte solche Risiken nicht eingehen! (siehe auch dieser Artikel auf heise.de)
4. LAN SIP Türsprechanlage
Die andere Variante ist eine LAN SIP Türsprechanlage. Eine solche Anlage wird in das (möglichst) Kabel gebundene Netzwerk der Fritz!Box eingebunden. Alternativ kann das natürlich auch per WLAN erfolgen. Jedoch halte ich persönlich die Kabel gebundene (LAN) Anbindung für sicherer. Warum? Das Gerät ist außen angebracht. Diebstahl des Gerätes könnte evtl. einem Hacker ermöglichen, den WLAN Schlüssel aus dem Gerät auszulesen und somit in das Netzwerk einzudringen. Bei der Kabel gebundenen Anbindung sollte deshalb darauf geachtet werden, dass zwischen der Türsprechanlage und dem Hausnetz eine Steuereinheit (Controller) sitzt, welche die LAN Signale umsetzt. D.h., wenn ein Hacker das LAN Kabel der Türsprechanlage kapern würde, erhält er keinen Zugriff zum Netzwerk, da keine direkte Verbindung besteht, denn der Controller setzt die Signale vom/zum Hausnetzwerk entsprechend um.
Ich habe mich dann nach langer Recherche für die Eingangs bereits erwähnte ALP-600 entschieden, u.a. aus den vorstehenden Gründen. Der Hersteller beschreibt auch sehr gut die Einbindung in die Fritz!Box und die Oberfläche ist sehr komfortabel. Nach erfolgter Einrichtung funktioniert das Gerät wie ein LAN SIP Telefon und zeigt an geeigneten Fritz! Telefonen das Bildsignal an, sobald die Türklingel betätigt wurde. Eine Speicherung der Bilder kann per FTP (z.B. auf die Fritz!Box) erfolgen, so dass man auch später jederzeit sehen kann, wer vor der Tür gestanden hat (die Speicherung funktioniert nämlich auch bei bloßer Bewegung vor der Türklingel, mittels Bewegungsmelder).
Verschiedene Features, wie z.B. das Schwärzen verschiedener Bildteile (wenn die Kamera zum Teil in den öffentlichen Raum ragt), die Benachrichtigung per E-Mail mit Bild, wenn es geklingelt hat oder auch die Nachtsichtfunktion runden die Funktionalität sehr gut ab. Türöffner Funktion ist möglich, von mir jedoch derzeit nicht genutzt, da entsprechende Hardware an der Tür bisher fehlt (und Laufen bekanntlich schlank hält).
Das System ist bereits für unter 290 € erhältlich (Stand 2018).
Nachteil: Eine Verkabelung ist notwendig, jedoch nicht durch das ganze Haus bis zur Fritz!Box. Lediglich bis zum mitgelieferten Controller, ab da reicht eine Übergabe an einen evtl. vorhandenen Ethernet Anschluß oder man nutzt entweder einen Powerline Adapter (LAN über das interne Stromnetz) oder einen Wi-Fi Client Adapter. Zu bedenken ist auch noch die Stromversorgung des Controllers. Dies kann über das entsprechend mitgelieferte Netzteil erfolgen oder Power-over-Ethernet (PoE), d.h. Stromeinspeisung über das LAN Kabel, ggf. mit entsprechendem Adapter. Ich konnte bisher noch keinen wirklichen Nachteil für mich erkennen, da es alle meine Anforderungen perfekt erfüllt. Allerdings kann ich noch keine Langzeitnutzungsdaten teilen, diese werde ich nach entsprechender Zeit hier nachliefern.
Weitere Quellen zum Thema Türfreisprecheinrichtung an der Fritz!Box:
- Artikel aus PC-Magazin
- Allgemeine Infos und Vorschläge
- Aus dem IP-Phone Forum
- Sicherheitsalbtraum (auf heise.de): Viele vernetzte Türklingeln lassen Hacker ins Haus